Warschauer Ghetto

Das Jüdische Warschau von damals und heute

Das Warschauer Ghetto von 1940 bis 1943

Denkmal der GhettoheldenZum Zeitpunkt des Einmarsches der deutschen Truppen nach Polen, während des Zweiten Weltkriegs, lebten gut 350.000 Juden in Warschau. In keiner anderen europäischen Stadt lebten mehr Juden zu diesem Zeitpunkt, sie stellten fast ein Drittel der Bevölkerung von Warschau. Es handelte sich um die zweitgrößte jüdische Gemeinde der Welt. Sie lebten zumeist in den Stadtbereichen westlich der Alt- und Neustadt, dieser Bereich sollte später das Warschauer Ghetto bilden. Jüdischer Wohnbezirk in Warschau war dabei die offizielle Bezeichnung für das Ghetto. Wer außerhalb des Ghettos wohnte musste 1940 in das Ghetto umsiedeln. Es wurden aber auch Juden aus anderen von deutschen kontrollierten Regionen hierher gebracht.

UmschlagplatzAb dem 15. November 1940 entstand eine 18 Kilometer lange und 3 Meter hohe Mauer, die das Warschauer Ghetto vom Rest der Stadt abriegelte. Die Zahl der Menschen welche im Ghetto lebten erhöhte sich in der Spitze auf weit über 400.000. In diesen beengten Lebensumständen auf einer Fläche von 4 km² waren Epidemien und Seuchen, denen viele zehn Tausende von Menschen zum Opfer gefallen sind  an der Tagesordnung. Das Essen der Ghettobewohner war zudem stark rationiert was die Körper weiter schwächte. Viele wurden auch zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Pawiak Gefängnis - MuseumAb dem 22. Juli 1942 wurde das Jüdische Ghetto nach und nach aufgelöst. Die meisten Bewohner wurden ab diesem Zeitpunkt vom Umschlagplatz in eines der Konzentrationslager gebracht, die meisten von ihnen nach Treblinka (knapp 100 Kilometer nordöstlich von Warschau). Ein halbes Jahr später sollen noch gut 50.000 Menschen im Warschauer Ghetto gelebt haben. Am 19. April 1943 sollte der verbleibende Teil des Ghettos aufgelöst werden, die Bewohner leisteten dabei zunächst Widerstand.

Ghetto Pawiak2Dieser Aufstand im  Warschauer Ghetto war aber gegen die personell und waffenmäßig besser ausgestattete Wehrmacht ohne Erfolg. Das Ghetto wurde dabei in den Folgewochen zum großen Teil abgebrannt und die restlichen Aufständischen getötet. Am 18. Mai 1943 war mit der Sprengung der Synagoge das Warschauer Ghetto endgültig aufgelöst.
Auch nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto blieb die Deutsche Wehrmacht auf dem Gelände des Ghettos weiter aktiv, so blieb das Gefängnis Pawiak bis 21.8.1944 in Betrieb.

Bunker Mila StraßeDas Warschauer Ghetto für Besucher

Das damalige Warschauer Ghetto erstreckte sich grob gesagt, zwischen den Straßen: Okopowa und Zelazna (im Westen), Stawki (im Norden), Andersa (im Osten) und Sienna (im Süden). In diesem Bereich finden wir auch einige Sehenswürdigkeiten, die an die damalige Zeit erinnern.

Bunker (ul.  Miła 18)
Zum Gedenken an Mordechaj Anielewicz, hier war der Bunker in dem der Anführer und die obersten Mitstreiter des Ghettoaufstandes am 8 Mai 1943 starben.

Denkmal für die Helden des Ghettos (ul. Zamenhofa)Ghetto Mauer Warschau
Bereits 1948, also 5 Jahre nach Ausbruch des Ghettoaufstandes wurde das Denkmal der Ghettohelden (Pomnik Bohaterów Getta) enthüllt. Hier fand auch der Kniefall von Willy Brandt statt und später wurde direkt davor das Museum der Geschichte der polnischen Juden gebaut.

Jüdischer Friedhof (ul. Okopowa 49/51)
Der 1806 angelegte Friedhof hat fast 200.000 Gräber auf einer Fläche von über 33 Hektar Land. Er lag außerhalb des Warschauer Ghettos (westlich direkt angrenzend) und wurde im Zweiten Weltkrieg kaum beschädigt.

Polin – Das Museum der Geschichte der polnischen Juden (ul. Anielewicza 6)
Zum 70. Jahrestag (am 19.4.2013) des Beginns des Ghettoaufstandes in Warschau wurde das Museum teilweise eröffnet (die vollständige Eröffnung fand am 28.10.2014 statt), nachdem die Grundsteinlegung im Juni 2007 auf einem Grundstück innerhalb des ehemaligen Warschauer Ghettos stattfand.
Das Museum widmet sich der Geschichte der polnischen Juden mit einer ständigen Hauptausstellung und einer laufend wechselnden Ausstellung.

Ghetto MauerNożyk Synagoge (ul. Twarda 6)
An der Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Nożyk Synagoge (Synagoga Nożyków) fertiggestellt. Da sie von den Nationalsozialisten als Lagerhaus genutzt wurde, überstand sie entgegen aller anderen Synagogen in Warschau den Zweiten Weltkrieg.

Pawiak Gefängnis – Pawiak Museum (ul. Dzielna 24/26)
Bereits 1835 von den Russen erbaut, diente es die meiste Zeit als Haftanstalt für politisch Gefangene. Während der deutschen Besatzung gab es insgesamt rund 100.000 Häftlinge, über 35.000 davon wurden getötet, der Rest wurde in Vernichtungslager oder andere Haftanstalten gebracht. Ein ganz kleiner Teil des Gefängnisses ist erhalten geblieben und kann nun als Pawiak Museum kostenlos besichtigt werden, dabei sind viele Gegenstände aus der damaligen Zeit zu sehen.

Prozna StraßeProzna Straße (ul. Próżna)
Die einzige Straße des ehemaligen Warschauer Ghettos welche teilweise noch im Original aus dem 19. Jahrhundert erhalten ist. Die Straße erinnert eher an eine Filmkulisse, als eine Straße direkt im Zentrum von Warschau, eine Seite ist mittlerweile saniert worden. Da es Pläne gibt die ganzen historischen Gebäude zu sanieren, raten wir die Originale anzusehen solange es noch geht. Dabei sind auch noch Einschusslöcher aus dem Krieg zu sehen.

Prozna Straße 2Umschlagplatz (ul. Stawki 10)
Seit 1988 steht an der Stelle des ehemaligen Umschlagplatz die gleichnamige Gedenkmauer. Von hier aus wurden die Juden ins Vernichtungslager nach Trebklinka mit Zügen gebracht. Rund 300.000 Menschen fanden dort den Tod.

Warschauer Ghetto Mauer (ul. Sienna 55)
Die letzten erhaltenen Überreste der Mauer können im Hinterhof eines Hauses besichtigt werden, es gibt hier an zwei verschiedenen Stellen (durch einen Hausblock getrennt) erhaltene Mauerteile.

Reisetipp: Ein Rundgang durch das Warschauer Ghetto

Ein beeindruckender Rundgang durch das Warschauer Ghetto führt die Besucher an die echten Orte der europäischen Geschichte. Zu sehen sind die letzte Straße des Ghettos, sowie Fragmente der Ghettomauer. Die Tour schließt eine Besichtigung der Synagoge ein, die den 2. Weltkrieg als einzige unbeschadet überstand. Während des Rundgangs tauchen die Gäste in die Zeit des Warschauer Aufstands 1943 ein, erleben die Stelle des berühmtem Kniefalls von Willy Brandt und besuchen das Wohnviertel Muranow, das auf den Trümmern des Warschauer Ghettos entstanden ist.

Die 3 stündige Tour ist reich an geschichtsträchtigen Orten und authentischen Geschichten zum Alltag im Ghetto. Auf Wunsch erfolgt die Abholung durch einen deutschsprachigen Stadtführer im Hotel. Die Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln und der Eintritt sind im Preis inbegriffen. Gäste, die am Rundgang durch das Warschauer Ghetto teilnahmen, sind begeistert von der Führung. Die Tour sei sehr empfehlenswert – anschaulich, lehrreich, gefühlvoll und lebendig gestaltet!

Mehr Informationen zum Rundgang durch das Warschauer Ghetto

 

Polin, Museum der Geschichte der polnischen JudenKniefall Willy BrandtJüdischer Friedhof in Warschau